Neues Verbraucherportal Lebensmittelklarheit.de
Bio ist für mich Abfall!
Lebensmittelklarheit.de, das neue Verbraucherportal der Bundesregierung, hat viel Kritik einstecken müssen – auch von Konsumenten. Warum wir hier aber über jede Aufklärungsarbeit dankbar sein sollten, zeigt ein Video. Darin wird die Meinung vertreten: Bio ist für mich Abfall, in Wurst und Erdbeerkäse sind Vitamine, Kinderschokolade ist gut für Kinder, weil da Milch drin ist ...
Seit Ende Juli ist Lebensmittelklarheit.de online. Auf dem von der Bundesregierung finanzierten Verbraucherportal können sich Konsumenten über irreführende Werbung auf Lebensmittelpackungen informieren und selbst beschweren. Wer also etwa enttäuscht feststellt, dass seine heiß geliebten Schokoladenbananen gar nicht die auf der Packung abgebildeten „echten Bananen“ enthalten, kann das auf der Webseite melden. Anschließend wird die Meldung geprüft und der Hersteller um eine Stellungnahme binnen sieben Tagen gebeten. Schließlich wird die Stellungnahme samt einer Einschätzung der Redaktion von Lebensmittelklarheit.de veröffentlicht. Zudem kann man sehen, ob eine Täuschungsmeldung den Hersteller dazu gebracht hat, die Aufmachung des Produkts zu ändern oder nicht.
Neu: die Politik foodwatcht
Prinzipiell neu ist das gewiss nicht. Die Mogelpackungen der Lebensmittelindustrie sind schon seit einigen Jahren das Kerngeschäft der Verbraucherschutzorganisation foodwatch. Erst kürzlich hat diese wieder ihren Anti-Preis den „Windbeutel des Jahres“ an Milchschnitte vergeben und sie damit zur dreistesten Werbelüge des Jahres gekürt. Das beliebte Sahnetörtchen für zwischendurch ist nämlich gar nicht so leicht und locker, wie Hersteller Ferrero das gerne mit sportlichen Werbebildern suggerieren möchte.
Dass es aber allgemein gesprochen die Politik selbst ist, die die mächtige Lebensmittelindustrie an den Pranger stellt, ist nicht nur ein neuer, sondern auch ein besonders mutiger Schritt. – Ilse Aigner (d.h. das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz) wird das Projekt in den nächsten beiden Jahren mit 775.000 Euro fördern, Träger sind der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und die Verbraucherzentrale Hessen. Mut wird auch dadurch sichtbar, dass andere vor etwas Angst haben. Und das gilt sowohl für die Lebensmittelindustrie, die sich schon im Vorfeld vehement gegen Aigners geplante Webseite gewehrt hatte, wie auch für wirtschaftsnahe Koalitionsspolitiker: "Frau Aigner transportiert mit dem Portal die Ängste der Verbraucher vor Lebensmitteln", sagte Michael Goldmann, FDP-Abgeordneter und Vorsitzender des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Bundestages, der Neuen Osnabrücker Zeitung.