Lückenlose Kreislaufwirtschaft - Lehr- und Forschungszentrum erweitert

Foto Costa Belibasakis BAVNeue Verwertungsprozesse und Anlagen, eine weitere Technikumshalle sowie verfeinerte Verfahren für die Kreislaufwirtschaft im Pilotmaßstab: Nach fünf Jahren ist jetzt das Projekt metabolon IIb im gemeinsamen Lehr- und Forschungszentrum der TH Köln und des Bergischen Abfallwirtschaftsverbandes (BAV) zu Ende gegangen. Im Mittelpunkt der Forschungsaktivitäten standen neben der Vergärung von Abfallstoffen, der Prozesswasserbehandlung und der Lebenszyklusanalyse, die Pyrolyse und die Vergasung. Zwei neue Technikumsanlagen wurden aufgebaut, um die noch vorhandenen Lücken im Verwertungskreislauf zu schließen.

Das Lehr- und Forschungszentrum :metabolon befasst sich seit 2012 mit allen Fragen rund um die Kreislaufwirtschaft. „Unser Forschungsziel ist die Entwicklung eines möglichst geschlossenen Verwertungskreislaufs. Reststoffe aus der Region wie etwa Energiepflanzen, Abfälle, Klärschlamm oder Laub sollen wiederverwertet und zu möglichst hochwertigen neuen Rohstoffen werden“, erläutert Projektleiter Prof. Dr. Christian Wolf vom :metabolon Institute der TH Köln.

Pyrolyse und Vergasung

Ein Schwerpunkt des nun abgeschlossenen Projekts war die Entwicklung von Verfahren zur Pyrolyse und zur Vergasung von Reststoffen. Dazu errichteten die TH Köln und der BAV eine neue Technikumshalle und bauten je eine Anlage für jedes Verfahren auf, die Forschungen im Pilotmaßstab zulassen. „Einer der großen Vorteile von :metabolon ist, dass wir hier den Labormaßstab verlassen, bei dem für die Pyrolyse etwa ein bis zwei Kilogramm Material pro Stunde verarbeitet werden können. Unsere Anlagen ermöglichen hingegen die Verarbeitung von 20 bis 50 Kilogramm pro Stunde, was ganz neue Herausforderungen schafft, die es zu lösen gilt. Der Weg zum Industriemaßstab mit einem Durchsatz von 100 Kilogramm pro Stunde ist dann nicht mehr weit“, sagt Wolf.

Bei der Pyrolyse erhitzen die Forschenden Abfallstoffe unter Sauerstoffausschluss stark, um so zum Beispiel Metalle von organischen Stoffen zu trennen. Werden etwa ausrangierte Unterseekabel mit dieser Methode behandelt, lassen sich die Aluminium- und Kupferbestandteile der Kabel besser von dem umgebenden, stark verklebten Gummi und Kunststoff lösen. Zudem entstehen wiederwertbares Gas und sogenannte Karbonisate, die zum Beispiel in der Kunststoffverarbeitung eingesetzt werden können.

Die Vergasung von Restbiomasse wurde ebenfalls neu aufgebaut. „Bei der Vergasung werden Ausgangsmaterialien wie Abfälle der Parkett-Industrie stark erhitzt, ohne dass sie brennen. Dabei entsteht zum einen ein Synthese-Gas, aus dem wir nach Aufbereitung wertvollen reinen Wasserstoff gewinnen können. Darüber hinaus kann das Gas auch zur Strom- und Wärmeerzeugung genutzt werden.“, so Wolf.

Lebenszyklusanalyse und Netzwerkbildung

Da alle Verfahren der Kreislaufwirtschaft Ressourcen benötigen, um die Reststoffe weiterzuverarbeiten, spielt der Lebenszyklus der Reststoffe und die Betrachtung der Wirtschaftlichkeit und ökologischen Verträglichkeit eine große Rolle. „Jede neue Methode muss beweisen, dass die wiedergewonnenen Rohstoffe bereits jetzt oder zukünftig einen Marktwert haben, der über den Kosten des Verfahrens liegt. Zudem betrachten wir die Ökobilanz des gesamten Lebenszyklus“, so Wolf.

Im Rahmen des Projektes ist außerdem ein landesweites Netzwerk im Themenfeld zirkuläre Wertschöpfung aufgebaut worden. Der Runde Tisch Zirkuläre Wertschöpfung NRW holt Hochschulen, Unternehmen, Politik und Landeseinrichtungen zusammen und schafft damit eine Plattform für Austausch, Abstimmung und Kooperation.

Zukunftsaussichten

Die Anlagen auf :metabolon werden künftig weiter ausgebaut. So entsteht im Zuge des Projekts „Bergische Ressourcenschmiede“ eine neue Halle mit Anlagentechnik, bei der vor allem die Verwertung von mineralischen Bauabfällen und Kunststoffen im Mittelpunkt steht. Dazu will das :metabolon-Konsortium Weiterbildungsangebote entwickeln und den Wissenstransfer in die Industrie und in Startups forcieren.

Das Forschungsprojekt metabolon IIb wurde von 2017 bis 2021 auf dem Lehr- und Forschungszentrum :metabolon der TH Köln und des Bergischen Abfallwirtschaftsverbandes am Entsorgungszentrum Leppe bei Lindlar durchgeführt. Der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen förderten das Vorhaben mit insgesamt 8,3 Millionen Euro.

Quelle: www.th-koeln.de
Abbildung: Blick in die neue aufgebaute Halle auf :metabolon, in der Verfahren wie Pyrolyse oder Vergasung erforscht werden. (Foto: Costa Belibasakis / BAV)

Diesen Beitrag teilen, das Unterstützt uns, DANKE !

FacebookVZJappyDeliciousMister WongXingTwitterLinkedInPinterestDiggGoogle Plus

weitere Beiträge

Gesundheit und Bildung in Köln

Schüleraustausch Kanada: AUF IN DIE


kanada weltStiftung Mensch und Zukunft vergibt AUF IN DIE WELT-Stipendium für ein Schuljahr an einer High School in Kanada an Schülerin aus Rheda-Wiedenbrück

Stipendium für Schülerin aus Nordrhein-Westfalen

Ob USA, Kanada oder Neuseeland – ein Auslandsjahr i...


weiterlesen...

08.06.2024 Queer up Comedy: Tickets für


quer up comedyKöln, 27. Mai 2024 - Im Rahmen des Pride Month wird die Kölner Gloria-Bühne zum Dreh- und Angelpunkt für queere Comedians aus ganz Deutschland. Am 8. Juni findet die Queer up! Comedy Show statt.

Moderator und Stand-up Comedian Markus Barth verspri...


weiterlesen...

25.06.2024 Salongespräche - Für Otto


salongespräche 062024Erst ab 1980 wurde das wegweisende Schaffen von Otto Freundlich (1878–1944), der von den Nationalsozialisten verfemt und ermordet wurde, dank Ausstellungen, dem Erscheinen eines Werkverzeichnisses (1978) und seiner Schriften (1982) intensiver rezi...


weiterlesen...

Wahlbriefe schnellstmöglich


stadt Koeln LogoZur Europawahl am kommenden Sonntag, 9. Juni 2024, hat die Stadt Köln bisher mehr als 262.000 Wahlscheine für die Briefwahl ausgestellt. Aber erst von 188.400 Wähler*innen sind die Wahlbriefe mit ihrer abgegebenen Stimme wieder beim Wahlamt eingeg...


weiterlesen...

Kunst mit Biss – Alanus Hochschule


csm Rundgang Bildende Kunst 2024 7662c188ddWas treibt junge Künstler:innen heute um? Wie verorten sie sich in der emotionalisierten Gender-Debatte? Wie gehen sie mit der rasanten Digitalisierung um, wie mit der Bedrohung durch Klimawandel, Krieg und Pandemie? Einblicke dazu gibt der Rundga...


weiterlesen...

Neues Rechtsgutachten bestätigt:


Umweltinstitut LogoMünchen/Hamburg, 12. Juni 2024. Die Netzbetreiber können die Umstellung der Gasnetze auf Wasserstoff noch nicht verlässlich zusichern. Daher können Kommunen bei ihrer Wärmeplanung auch nicht von einer Versorgung von Haushalten und anderen Kleinver...


weiterlesen...
@2022 lebeART / MC-proMedia
toTop

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.