"Jeden Dienstag 19 Uhr - eine Stunde Baukultur" / Halle Kalk - städtische Abbruchpläne auf dem PrüfstandDienstag, 9. Juni 2015 |
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Der traditionsreichen „Hallen Kalk", 1901 und 1906 als Industriehallen gebaut und zuletzt Lagerhalle für das Museum Ludwig, droht der Abriss. Nachdem ein Gutachten von einer Einsturzgefahr ausgeht, entschied sich die Stadt Köln für den Abbruch. Gegen eine solchen Abbruch historischer Industriekultur regt sich Widerstand. Zu den großen Kölner Unternehmen gehörte die Maschinenbau AG Humboldt, gegründet 1856 als „Maschinenfabrik für den Bergbau von Sievers & Co", 1930 durch die Fusion mit der Motorenfabrik Deutz AG und besonders 1936 mit der Zugehörigkeit zum Klöckner Konzern als Klöckner-Humboldt-Deutz AG zu internationaler Bedeutung aufsteigend. Wie in so vielen Fällen ist auch von diesem Traditionsunternehmen aus der Frühzeit oder selbst aus der Blütezeit um 1870 nichts erhalten. Die älteste erhaltende Gebäudegruppe ist eine geradlinig erbaute, 180 Meter lange Hallenflucht mit den Bauphasen 1895 und 1905. Diese Hallen waren in einem Werk, das auch für seine Lokomotiven und Traktoren berühmt war, Orte des Maschinenbaus. Hier wurden jene Produkte gefertigt, die den weltweiten Ruf des Unternehmens begründeten. Nachdem Klöckner-Humboldt-Deutz in den 1980er Jahren in heftige Turbulenzen geriet, erwarb die Stadt Köln als indirekte Fördermaßnahme Werksgrundstücke und –gebäude. Teilweise bemerkenswerte Umnutzungen folgten anschließend in den nun stadteigenen Gebäuden mit dem „Technikhof" für Büros und Kleingewerbe im ehemaligen Schlepperbau, den „Abenteuerhallen" für Sport, Spiel und Veranstaltungen in der ehemaligen Fertigungshalle für Aufbereitungsanlagen und mit der Spielstätte des Kölner Schauspiels im Nordteil der Maschinenbau-Hallen. Der südliche Teil dieser drei hintereinandergeschalteten Hallen ging als Ausstellungsbereich und Depot an das Museum Ludwig. Die Mittelhalle blieb weitgehend ungenutzt, diente dem Kölner Schauspiel als zusätzliche Abstellfläche und steht nun zusammen mit der Südhalle vor dem Abbruch. Die größere Mittelhalle des dreiteiligen Hallenensembles hat zur Neuerburgstraße eine Backsteinfassade im Stil der Fabrikarchitektur der 1890er Jahre. Innenkonstruktion und Westfassade wurden nach dem Zweiten Weltkrieg erneuert. Es handelt sich um eine Kombination aus einer kräftigen Primärkonstruktion mit schweren Mittelstützen für das Dach und einen großformatigen Brückenkran. Die Westfassade zum Ottmar-Pohl-Platz ist eine vorgehängte bzw. vorgestellte, feingliedrige Stahlfachwerkfront jener Konstruktionsart, wie sie in den 1920er Jahren entwickelt wurde und hochklassig im Ruhrgebiet etwa für die Zeche Zollverein 12 in Essen umgesetzt wurde. Die Fassade dieser Halle soll – nach Angaben der Stadt Köln – einsturzgefährdet sein. Mitgefangen – Mitgehangen soll zugleich auch die die bisher dem Forum Ludwig zugewiesene Südhalle mit abgebrochen werden. Stahlfachwerkfassaden sind generell durch ihre Konstruktionsweise anfällig gegen Witterungseinflüsse. Das Wasser dringt in die Fugen zwischen Stahlprofile und Mauerwerk ein und bewirkt Korrosionsschäden. Diese Konstruktionen konnten auch während der laufenden Produktion nur durch ständige Bauunterhaltungsmaßnahmen gesichert werden. Kompetente Bauabteilungen der Unternehmen sorgten für die entsprechende Pflege. Anderen Eigentümern fehlt die Erfahrung und wenn Nachlässigkeit dazukommt, sind Stahlfachwerkbauten dem Verfall ausgesetzt. Dies dürfte ein Grund sein für die Baumängel an der Humboldt-Halle in Köln Kalk. Auch schwer- und schwerstgeschädigte Stahlfachwerkbauten lassen sich jedoch sanieren. Nun schon jahrzehntelange Erfahrungen mit entsprechenden Bauten im Ruhrgebiet belegen dies. Auch wenn dabei viel Substanz ausgetauscht werden muss, lässt sich dennoch das Erscheinungsbild wahren einschließlich der hinter den Fassaden vorhandenen Primärkonstruktionen und technischen Ausstattungsstücken. Die Erfahrung zeigt auch, dass diese Bauteile und Anlagen hinter den Fassaden in der Regel in guter Verfassung sind. Aus dem schlechten Zustand der Fassaden einen Komplettabbruch zu folgern ist unverhältnismäßig und nicht situationsgerecht - so eine gemeinsame Stellungnahme von Rheinischem Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, Rheinische Industriekultur e.V. und dem Deutschen Werkbund NRW. Schwere und substanzgefährdende Bauschäden an der Westfassade der Humboldt-Halle in Köln-Kalk sind möglich und wegen unterlassener Pflegemaßnahmen sogar wahrscheinlich. Auch die Wand zwischen Süd- und Mittelhalle ist eine teilweise der Bewitterung ausgesetzte Stahlfachwerkkonstruktion. Zu prüfen wäre die Reparaturfähigkeit der Fassade und zwar mit den Erfahrungen, die mit gleichartigen Konstruktionen im Ruhrgebiet und in anderen historischen Industriestädten gewonnen wurden. Weiter heißt es in der Stellungnahme der Denkmalschützer: „Selbst wenn die Fassade nicht reparaturfähig wäre, wäre damit ein Komplettabbruch der Halle nicht zu begründen. Schon gar nicht verständlich ist der geplante Abbruch der massiv gemauerten Südhalle. Maßgeblich für die Abbruchplanung ist offenbar die fehlende Nutzungsperspektive. In diesem Fall wäre ein Verkauf der Hallen zu erwägen. Inzwischen gibt es mehrere Kölner Projektentwickler mit guten Erfahrungen bei der Erhaltung historischer Industriehallen. Die Stadt Köln folgt hier offenbar erneut jenen fragwürdigen Gutachten, die schon in der Vergangenheit zu Kahlschlagsanierungen (Chemische Fabrik Kalk) und großflächigen Verstümmelungen (Clouth, Sidol, Kölner Baumwollbleicherei) von Industriedenkmälern geführt haben. Wir fordern die Stadt Köln auf, die Reparaturfähigkeit der Kalker Hallen sorgfältig zu prüfen unter Zuziehung von Fachleuten, die schon in der Vergangenheit Erfahrungen mit Bauten dieser Art gesammelt haben. Der Abbruch dieser unter Denkmalschutz stehenden Hallen könnte erneut ein Beispiel werden für den sorglosen Umgang einer Stadt mit diesem Teil ihres historischen Erbes, zumal ausgerechnet das Kulturamt der Stadt Köln die Abbruchplanung in Auftrag gegeben hat. Man scheint von dem Desaster um die Bewerbung für die europäische Kulturhauptstadt 2010 nichts gelernt zu haben: das alleinige Vertrauen auf den Dom und die romanischen Kirchen ist nicht ausreichend, um gegen einen zeitgemäßeren Kulturbegriff bestehen zu können. So ist die nächste Niederlage im Wettbewerb mit anderen Städten vorprogrammiert." Prof. Dr. Walter Buschmann, Vorsitzender des Vereins Rheinische Industriekultur, ist zu Gast im Haus der Architektur Köln und trägt die Überlegungen der Denkmalschützer vor. |
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Ort Haus der Architektur KölnJosef-Haubrich-Hof |
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Datenbank von lebeART |
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