Schlussendlich bleibst du ein Verlierer

alkoholiker_Du trinkst seit deinem 15. Lebensjahr. Du bist unsicher und schüchtern, was du gut kannst, weißt du noch gar nicht. Durch den Alkohol hast du Mut. Du kannst reden und du wirst geachtet. Du findest Gefallen daran. Die Sorgen, die Eltern, der Druck, alles ist weg. Du feierst Partys, Orgien und du traust dich Grenzen zu überschreiten. Du bekommst Anerkennung und Respekt. Doch du merkst nicht, wenn es genug ist, meinst immer noch du wärest ein Teenager. Und machst weiter. Findest Verbündete oder besser gesagt Kumpels. Zu Beginn wachsen Freundschaften, später wird die Begegnung nicht mehr so tief sein.

Und wenn du 30 Jahre alt bist, hast du die Hälfte deines Lebens mit Alkohol verschwendet. Deine jugendliche Rebellion ist für dich die Entschuldigung dafür, dass du weiter trinken kannst. Doch wird dein Körper und dein Verstand bereits in Mitleidenschaft gezogen sein. Nun hast du gerade noch Erfolg bei schüchternen 16-jährigen Mädels. Wer sonst noch bei Verstand ist, hält die ewigen, gleichen Diskussionen, deinen Gestank und die Sinnlosigkeit nicht aus.
Deine Wohnung, wenn du es schaffst eine allein zu unterhalten, wird eher eine Rumpelbude sein, die du seit Jahren nur spärlich gesäubert hast. Die Fenster sind gelb und der Gestank, den die leeren Bierpullen verursachen wird bereits in deine Möbel, deine Kleider und was du sonst noch für Kram hast gezogen sein.
Du wirst nicht verstehen, dass du es bist, der stehen geblieben ist. Du wirst nicht verstehen, dass du dem Abgrund nahe bist. Du wirst nicht verstehen, dass es im Leben nicht auf Coolness ankommt. Du wirst nicht verstehen, dass du keinen Spitznamen brauchst, der deiner Maske, die du trägst einen Namen gibt.
Du wirst bereits Menschen verletzt haben, die dich lieben, weil du sie gar nicht mehr wahr nimmst. Noch stehst du ab und zu mal an der Seufer-Ecke und lachst die abgewrackten Typen aus.

Wenn es dein Herz dann geschafft mit vierzig Jahren noch zu schlagen, wirst du selbst an der Ecke stehen. Die Illusion, dass du ein toller Hecht bist, hältst du standhaft aufrecht und markierst immer noch den Chef. Der bist du auch im Trinker-Ecken-Millieu. Alle anderen sind Spießer und verstehen nicht, dass du eine Philosophie lebst. Ja du lebst eine Philosophie und zwar die des Selbstbetrugs. Deine Wohnung teilst du mit deinem Kollegen, mit dem du morgens auf Flaschenrunde gehst. Deine Lieben haben dich verlassen und du hast nur Frust für sie übrig.
Du wirst nicht verstehen, dass du ihnen das Herz gebrochen hast. Denn du wirst nicht verstehen, dass du sie vor die Wahl gestellt hast: Entweder sie sehen dir beim langsamen Siechtum zu und sie werden dir dadurch nur schaden oder sie wenden sich von mir ab. Du wirst nicht bemerken welche Qualen du ihnen bereitest. Du wirst dich selbst als Opfer sehen und die Verantwortung, die du ihnen und dir gegenüber trägst, verleugnen. Du wirst nicht verstehen, dass du mehr Leid geschaffen hast, als du jemals in deinem kleinen Leben von anderen erfahren hast. Du wirst die Liebe, die dir geschenkt wird mit Füßen treten.

Das wird dir alles schon lange nicht mehr bewusst werden. Denn du lebst in einer Welt, die von deiner gestörten Wahrnehmung gebildet wird. Du wirst eklig sein, stinken und in Wahnzustände gelangen. Du wirst an Krankheiten wie Epilepsie, Krebs oder anderem leiden. Dein Verstand wird sich verkleinern, bis es sich auf das Serienprogramm im Fernseh-Idiotenkanal beschränkt.

Und dann wenn dein Körper das Gift, welches du dir Tag für Tag in Massen einflößt, nicht mehr abbauen kann, wirst du eingepisst in einer Ecke jämmerlich verrecken. Die Schmerzen werden dich quälen und es wird niemand da sein, der dir hilft. Und wenn du dann den letzten Atemzug machst, wird dir bewusst werden, dass du das Geschenk des Lebens mit Füßen getreten hast und absolut nichts sinnvolles in diesem Leben getan hast. Sondern nur genommen und zerstört hast.

Und selbst nach deinem Tod hinterlässt du einen Schatten, der nur schwer zu erhellen ist. Denn die, die dich lieben werden sich  mit Vorwürfen quälen. Sie werden sich selbst die Schuld geben. Sie werden glauben, dir nicht geholfen zu haben, dich im Stich gelassen zu haben. Nur ganz langsam wird in ihnen die Erkenntnis reifen, dass allein du dein Schicksal in der Hand hattest und dir niemand außer dir selbst helfen konnte.

Schlussendlich bleibst du ein Verlierer über den Tod hinaus. Egal wie viele Machtkämpfe du sinnloser Weise in deinem Leben ausgefochten hast.

I.B.

Foto: www.der-pflege-blog.de

 

 

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