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PURE POP ART @ 30worksFriday, 06. November 201515:00-19:00 Uhr |
Pop rules! Zum Herbstauftakt präsentiert 30works die Sonderausstellung Pure Pop Art.
Dass es dabei um eine spannungsgeladene Ausweitung des Genres geht, beweist das
internationale Line-up um AVone, Darko Caramello, François Coorens, Jörg Döring, Salva
Ginard, Peintre X und Van Ray.
Wohl kaum ein Genre markierte eine derartige Zäsur im Kunstgeschehen wie die Pop Art:
Laut, plakativ und im wahrsten Sinne eingängig brach sie ab Mitte der 1950er Jahre mit
den Statuten eines bis dahin intellektuell verbrämten, starren Kanons. Und begründete
mit überdimensionierten Alltagsgegenständen, Konsumgütern, Comic-Helden und
Hollywoodikonen eine neue Bildsprache, deren Komplexität und Anspielungsreichtum sich
erst auf den zweiten Blick erschloss. Denn tatsächlich brach Pop Art nicht nur mit dem
alten Wertesystem, sondern stellte das neue gleich mit in Frage. Die Abbildung und
Ikonisierung des vermeintlich Trivialen, Oberflächlichen war nichts anderes als ein
ironisches Vexierspiel, das der Gesellschaft, ihren Bedürfnissen, ihrem vermeintlichen
Streben nach Individualität - das letztendlich in der fortschreitenden Gleichschaltung
mündet – und ihren Malaisen den Spiegel vorhält. Und damit zu einer sozialkritischen, ja
nahezu politischen Kunstform avancierte.
30works präsentiert in ihrer Pure Pop Art-Ausstellung Werke, die das Genre um neue,
zeitgemäße Tonalitäten anreichern und überraschend erweitern. So bleibt die
Ikonisierung ein wichtiges Thema, wobei die Künstler sich zunehmend mit den Fragen
nach Wahrnehmung, Verfall, Selbstreflexion und der menschlichen Entität
auseinandersetzen – darunter besonders die Galerie-Newcomer um Darko Caramello,
Salva Ginard und Peintre X, deren Arbeiten erstmals in Köln zu sehen sein werden. Bei
Darko Caramello kommen zudem Elemente der Op-Art zum Tragen, die das Spiel um
Wahrnehmungen und Sehgewohnheiten auf formale, geometrische Strukturen
herunterbrechen und uns einmal mehr verdeutlichen: Am Ende folgt alles, auch die Kunst
mitsamt ihrer Historie sowie ihrer diversen Stile und Ausrichtungen, der Lehre der reinen
Mathematik. Und so wird Pop Art zu einer ihrer vielleicht komplexesten, expressivsten
und greifbarsten Kunstformeln...
Die Künstler
AVone zählt zu den etablierten New Pop-Artists Nordamerikas - und seit rund einem
Jahr zum Portfolio von 30works. Im Werk des New Yorkers manifestiert sich das Prinzip
des „Destroy & Rebuild“, in dem er Siebdruck-Ansichten seiner Heimatstadt durch
komplexes Multi-Layering und mit den Mitteln der Decollage fragmentarisiert, um sie im
Anschluss mit Tags, Stencils und fragilen Malereien neu zusammenzusetzen. Technisch
hochversiert und von einer fast poetischen Anmutung werden seine meist patinierten,
rost-geprägten Arbeiten zu Oden an den Big Apple, die Versatzstücke aus Architektur,
Gewebe und Farbe kunstvoll miteinander verschmelzen lassen. AVone prägt damit eine
eigene Stilrichtung, die man als „Post-Graffiti“ bezeichnen könnte. Und die ihn als Neo-
Popkünstler adelt, der nicht nur zum Chronisten, sondern zum Schöpfer einer modernen
Großstadt-Poesie wird.
Eine Neuentdeckung von 30works ist der Hamburger Künstler Darko Caramello. In
seinen Multicolor-Acrylgemälden ordnet der 35-Jährige repetitiv Quader, Würfel, Dreiecke
und Rauten in dreidimensionalen Strukturen an, aus denen mittels der implizierten
optischen Täuschung aufgrund von Farbabstufungen dann neue Muster und Anordnungen
entstehen. Damit stehen Darko Caramellos Werke in der Tradition der Op-Art, die er um
Elemente wie Drippings, Hell-Dunkel-Kontraste und Aussparungen anreichert. Was den
kinetischen und irritierenden Charakter der Arbeiten nur weiter verstärkt. Mit dem
Verschwimmen von Mustern, Kategorien und Sehgewohnheiten stellt der diplomierte
Grafikdesigner Beziehungsgeflechte infrage und fordert den Betrachter indirekt auf, seine
Denkmuster zu durchbrechen. Das gipfelt in einem inneren Monolog um Wahrnehmung,
Realität, Illusion und Wahrheit – und verweist gezielt auf den Konditionalismus, der stets
die Gesamtheit der Bedingungen fokussiert.
Heruntergebrochen auf geometrische Formen, die sich vor unserem inneren Auge immer
wieder neu zusammensetzen, zeigen uns DCs Arbeiten zudem, dass sich letzten Endes
sämtliche Materie auf die Mathematik kapriziert. Und Malerei eine jener Formeln ist, die
uns Erkenntnisse über die Essenz des Lebens liefern.
Darko Caramello lebt und arbeitet in Hamburg. Als Jugendlicher gehörte er der Graffiti-
Szene an; nach einem Gefängnisaufenthalt aufgrund von wiederholter illegaler Sprayerei
und anderen Delikten holte er seinen Schulabschluss nach und absolvierte eine
Ausbildung zum Grafikdesigner. Er war zunächst Trickfilmzeichner und wurde 2007
freischaffender Künstler. Seine Bilder und Installationen wurden in zahlreichen
Ausstellungen in Hamburg und Berlin gezeigt und sind auf Messen wie der Affordable Art
Fair vertreten.
Eine feste Größe im 30works-Programm ist der belgische Künstler François Coorens.
Seine unverwechselbaren Bildwelten, die exzessiv, ja überbordend komponiert sind,
orientieren sich am Prinzip des kontrollierten Chaos. Im Zentrum stehen meist
Supermodels und erotisch anmutende Frauenmotive, denen Coorens mit einer
regelrechten Materialschlacht aus Acrylfarbe, Kreide, Marker und Airbrush zu Leibe rückt,
flankiert von Schablonen-Techniken, kaschiertem Papier und Glitter. So haben die
Inszenierungen etwas gleichsam Glamouröses wie Destruktives, ja fast Martialisches;
womit der Belgier einmal mehr die gängige Werbeästhetik und den Pop-Hype ironisiert.
Von eindringlicher Komplexität sind die Bildwelten des Düsseldorfers Jörg Döring, einem
Granden zeitgenössischer deutscher Pop Art. Das ausgeklügelte Spiel mit Materialien und
Techniken, deren Kumulation in erstaunlich harmonischen Bildkompositionen gipfelt,
gehört zu JDs Kernkompetenzen. Und macht seine meist großformatigen Arbeiten
einzigartig. Mal pastos in Ölfarbe gebannt, mal als Siebdruck, mal ätherisch gesprüht,
entwickeln seine Motive um Hollywoodstars und Comic-Helden ein erstaunliches
Eigenleben – was dem stark narrativen und organischen Charakter seiner Arbeiten
geschuldet ist. Döring setzt seine Protagonisten in immer neue, überraschende Kontexte,
provoziert damit Brüche - und erhebt das Ikonische somit über den Mainstream.
Erstmals in Deutschland, nein vielmehr auf europäischem Festland zu sehen, sind die
Werke von Salva Ginard. Auf Mallorca und den Balearen genießt er höchstes
Renommee; nun debütiert er bei 30works. Dabei offenbart sich der 42-Jährige als
Reanimator der Porträtmalerei und verweist damit auf große Meister und Landsleute wie
Ribera, Murillo und Goya. Seine modernen Interpretationen dieses Genres sind jedoch
weniger Inszenierung und Huldigung, als vielmehr gemalte Seelenzustände, die die
Zerrissenheit und fehlende Verortung der Protagonisten thematisieren. Ginard arbeitet
nicht nur die Physiognomien seiner Gesichter virtuos heraus, sondern dringt mit den
Mitteln der Verzerrung, der Auflösung und der Fragmentarisierung in den Kern der
menschlichen Psyche vor. Das Dissoziative, mitunter Zersetzende seiner Porträts stellt
die Frage nach Selbst- und Fremdwahrnehmung, ist in seiner ästhetischen Komposition,
die Anleihen bei der Pop Art nimmt, aber dennoch hoffnungsvoll. So wirken Salva Ginards
Gruppenbilder mitunter wie Warhols Momentaufnahmen aus der Studio 54-Ära –
wenngleich ihr Hedonismus hier kunstvoll aufgelöst wird.
Salva Ginard lebt und arbeitet auf Mallorca. Neben der Malerei illustriert er auch Bücher
und initiiert Happenings und Performances in seiner Heimat. 30works zeigt nun erstmals
ausgewählte Arbeiten des Spaniers außerhalb der Balearen.
Ebenfalls Premiere bei 30works feiert der Münchener Künstler Peintre X. Mit seinen
pastosen, fleischigen Porträts, meist von tiefroten, wulstigen Lippen geprägt, drängt er
bewusst ins Plakative und setzte auf harte Konturen mit flächigen Ausrichtungen. Seine
Gesichter sind das Konstrukt der Vorstellung von Menschsein; nicht fotorealistische oder
ästhetisierende Wiedergabe, sondern vielmehr Zeugnisse von Selbstreflexion. Diese
ungeschönten Antlitze stellt er in Kontext zu verkürzten oder literal neu angeordneten
Textzeilen wie „Life is not always a Damien Hirst“, die er somit verfremdet und ihnen
damit einen Subtext, ja eine fundamentale Umdeutung verleiht – womit er gleichzeitig
seine Bewunderung für Hirst, als auch seine Kritik am Kunstmarkt zum Ausdruck bringt.
Mit dieser Doppelbödigkeit und Ironie steht er ganz im Geiste der Pop Art; auf die er
zudem mit Installationen von Neonschriften verweist. Reich an Zitaten und Anspielungen
suchen die Werke von Peintre X die direkte Konfrontation mit dem Betrachter. Und
fordern ihn zum Dialog heraus.
Peintre X lebt und arbeitet in München. Seine Arbeiten wurden bereits in Basel und
Hongkong gezeigt, außerdem auf Kunstmessen wie der ARTMUC und der Stroke Art Fair.
30works zeigt seine Arbeiten erstmals in Köln.
Van Ray stellt seinen Modelikonen und Comic-Heroen suggestive Claims und
Kampfparolen an die Seite, die stets auf die Metaebene zielen. Und so ein reges Spiel um
Realität und Illusion eröffnen, das so entlarvend wie charmant ist. Mit den Mitteln der
Pop-Kultur übt er so subtile Kritik an Zeit und Zeitgeist – was seine „Fender-Bender“-
Arbeiten konsequent fortführen. In dieser neuen Werkreihe zeigt der Bonner Künstler
aufgeplatzte, rostige Metallplatten, die unter ihrer zerborstenen Oberfläche neonfarbene
Plexiglasscheiben mit den typischen Frauenmotiven und Slogans bergen. So konterkariert
er nicht nur die Inhalte, sondern auch die Materialien. Und offenbart uns einmal mehr
das Spannungsfeld zwischen Verfall und Schönheit, Rauem und Ultraglattem, Reellem
und Artifiziellem.
PURE POP ART @ 30works
Vernissage: Samstag 24.10.2015, 19 Uhr
Begrüßung durch Dr. Ulrich Soénius, stellvertr. Hauptgeschäftsführer der IHK Köln
Ausstellungsdauer: 24.10.2015 - 28.11.2015
Öffnungszeiten: Di - Fr 15-19 Uhr, Sa 11-18 Uhr
30works GalerieAntwerpener Str. 42
50672 KölnDeutschland |
Über 30worksDie Kölner Galerie 30works ist spezialisiert auf Pop-Art, Streetart und zeitgenössische Kunst. Speziell, wenn es um das Thema Streetart geht, übernimmt 30works eine Vorreiterrolle in Deutschland: Als einer der ersten Galeristen hat Geschäftsführer Gérard Margaritis die Streetart nach Deutschland gebracht und sich mit 30works auf diese junge, frische „Pop-Art des 21. Jahrhunderts“ als zusätzlicher Fokus konzentriert.Die GalerieMitten im trendigen „Belgischen Viertel“ in der Kölner Innenstadt bietet die 30works Galerie auf 300 Quadratmetern viel Raum für innovative, junge Positionen der Kunst. Spezialisiert auf Pop Art, Neopop, Urban Art und Streetart, ist sie kein elitärer Tempel für Eingeweihte, sondern ein inspirierender Ort der Begegnung von Künstlern und Kunstinteressierten, von Sammlern und solchen, die es noch werden wollen. Und mit genau dieser entspannten, unangestrengten Atmosphäre hat sich 30works längst auch über die Grenzen der Domstadt hinaus einen Namen gemacht. Ihre sechs bis acht Einzelund Gruppenausstellungen pro Jahr sind Magnet für ein bunt gemischtes, experimentierfreudiges Publikum.