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Gedenktag für verstorbene Drogengebrauchende am 21.07.2024

SharedScreenshot„Und jährlich grüßt das Murmeltier“ so könnte die Überschrift heißen, die sich über diese Pressemitteilung setzen ließe. Wenn sich denn ein winziger Anteil erkennen ließe, der zum Lächeln animiert. Aber nein, es ist traurige Realität - Das Sterben derjenigen, die Drogen nehmen, geht weiter und die Drogentodeszahlen in Köln und ganz Nordrhein-Westfalen nehmen Jahr für Jahr zu.

Im Jahr 2023 verstarben nach offiziellen Aussagen in Köln und Leverkusen 96 Menschen an den Folgen ihres Drogenkonsums, 23 Menschen mehr als im Vorjahr. Die Dunkelziffer der Drogentodesfälle ist sicherlich deutlich höher.

Der Internationale Gedenktag für verstorbene Drogen-gebrauchende ist ein Protest- und Aktionstag, dem sich jährlich immer mehr Einrichtungen der Aids- und Dro-genhilfe anschließen und in ihren Städten auf die Miss-stände in ihren Städten aufmerksam machen. Gleichzeitig bietet der Gedenktag die Möglichkeit der Verstorbenen zu gedenken. In diesem Jahr sprüht der Gedenktag in über 90 Städten Deutschlands Schmetterlinge und setzt so auf Vernetzung, Zusammenhalt und Wiedererkennungswert.

VISION e.V. bietet Drogengebrauchenden und Substituierten seit 30 Jahren ein konstantes Hilfsangebot in Kalk und Meschenich. Aus der Drogenselbsthilfe entstanden arbeitet VISION auch heute nach wie vor in vielen Bereichen mit Peers, sogenannten Erfahrungs-expert*innen. So ist der Bereich Kontakt- und Anlaufstelle mit all seinen Hilfeangeboten ein reines Angebot von Drogengebrauchenden für Drogengebrauchende. die Zahlen der Inan-spruchnahme belegen den Bedarf an innovativen Projekten. VISION e.V. hält zusätzliche An-gebote vor, die ausschließlich von Sozialfachkräften umgesetzt werden – ambulante Einglie-derungshilfe, Psychosoziale Begleitung bei Substitution und Streetwork. Von diesem einzig-artigen Konzept der Zusammenarbeit ist VISION e.V. überzeugt und die Nutzer*innen profi-tieren somit vom Wissen der Sozialfachkräfte sowie von den Erfahrungen der Peers. Der Zu-gang zu Gleichgesinnten fällt vielen Hilfesuchenden leichter und eröffnet oftmals neue Per-spektiven, die ein erster Schritt für die Inanspruchnahme von Hilfsangeboten ist.

Das Kölner Drogenhilfesystem behauptet von sich, ein gut ausgebautes niedrigschwelliges Angebot vorzuhalten, welches von vielen Drogenkonsument*innen in Anspruch genommen wird. Es existieren Kontakt- und Anlaufstellen zum Aufenthalt, zur schnellen unkomplizierten Hilfestellung. Beratungsstellen, Substitutionsambulanzen, sogar die Diamorphinbehandlung des Gesundheitsamtes in der Lungengasse stellt ein weiteres Angebot dar sowie Drogen-konsumräume für einen hygienischen und sichereren Drogenkonsum, um nur einige aufzuzeigen.

Dennoch muss die Frage erlaubt sein, warum nach wie vor die Menschen sterben. Sind die Angebote der Kölner Hilfelandschaft ausreichend? Entsprechen sie den Bedarfen der Klien-tel? Wie ist der Umgang dort mit den Menschen, die täglich in ihrem Umfeld Stigmatisierung und Ausschluss von der Gesellschaft erfahren.

VISION e.V. fordert seit vielen Jahren die Kölner Politik auf, die Bedingungen und Angebote anzupassen. Claudia Schieren, Geschäftsführung von VISION e.V. weist auf das diesjährige Motto des Internationalen Gedenktages für verstorbene Drogengebrauchende hin „Kon-sumsicherheit für alle(s)“. „Konsumsicherheit beginnt bereits bei ordnungspolitischen Maß-nahmen – Vertreibung der Konsumierenden von öffentlichen Plätzen sorgt nicht für Kon-sumsicherheit. Das Treiben in weiter entfernt liegende Örtlichkeiten entfernt die Menschen auch immer weiter von den Hilfeangeboten“, so Claudia Schieren. „Grundsätzlich ist Konsum der illegalen Substanzen nicht strafbar, aber es ist den Mitbürger*innen, Nachbar*innen ein Dorn im Auge, ein ästhetischer Dorn. Menschen, die in Ecken konsumieren, verwahrloste Menschen, die betteln, urinieren, pöbeln. Das passt nicht ins städtische Bild, gehört aber zum Leben und ein Verdrängen hin zu anderen, nicht so sichtbaren Plätzen der Stadt, löst keine Probleme.“
„Wir benötigen weitere Angebote, Drogenkonsumräume in den einzelnen Bezirken. Es braucht Tagesruhebetten und Aufenthaltsmöglichkeiten für diese Zielgruppe, die 24/7 geöff-net haben und nicht nur wenige Stunden am Tag“, erklärt Hilde Yen, Vorstandsmitglied des Vereins und seit vielen Jahren mit dem Kölner Drogenhilfeangebot vertraut.

„Wir werden weitere Drogentodesfälle nur verhindern, wenn die Hilfsangebote schnell und unkompliziert ausgebaut werden und die notwendigen Finanzmittel zur Verfügung gestellt werden“, lautet die Aussage von Dirk Schäffer ebenfalls Vorstand von VISION e.V. „Die Stadt Köln, die Substitutionsambulanzen und die niedergelassenen Substitutionsärzte und Ärztin-nen sind ultimativ aufgefordert, alle Menschen mit illegalem Opioid Gebrauch, mit einem Naloxon Nasenspray für den Notfall auszustatten, so wie es in der Schmerzbehandlung mit Opioid Einsatz üblich ist. Zu sagen, die Stadt habe kein Geld und Träger, die für die Stadt Köln ein Hilfsangebot umsetzen wollen, müssen ihre Eigenmittel einbringen, ist der Tod für inno-vative und erfolgreiche Drogenhilfeangebote,“ so Schäffer weiter.

Die Stadt muss ihre Entscheidung hinsichtlich dem Einsatz von bis zu 20% Eigenmittelanteil revidieren, nur so kann es funktionieren Hand in Hand gegen das Sterben Drogengebrau-chender Menschen vorzugehen.

Am Sonntag, den 21. Juli 2024 von 15:00 bis 18:00 Uhr laden wir auch dieses Jahr wieder herzlich zu uns nach Köln Kalk ein, um den Verstorbenen auf dem Gelände von VISION e.V. in vertrauter Umgebung zu gedenken. Bei kostenlosen Getränken und Essen frisch vom Grill bei musikalischer Untermalung sowie mit kreativen, farbträchtigen Gedenkaktionen und weiteren gemeinsamen Aktivitäten wie z.B. der Fotoaktion „Schmetterling“ und der gemeinsamen Inszenierung von klaren und fordernden Statements an die Politik möchten wir allen Menschen, die auf diese tragische Weise Verluste erlitten haben, Raum zum gemeinsamen Erinnern bieten und zugleich öffentlichkeitswirksam auf das Thema Drogentod und den dringenden politischen Handlungsbedarf aufmerksam machen, der aus den jüngsten Entwicklungen resultiert! Je mehr Menschen sich durch Ihre Anwesenheit daran beteiligen, desto erfolgreicher wird unser Anliegen umgesetzt werden und im Gedächtnis bleiben.

VISION e.V.
Neuerburgstr. 25
51103 Köln

www.vision-ev.de
www.gedenktag21juli.de

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